
Innehalten. Ein- und ausatmen und statt rein zu zoomen, einmal rauszoomen. In der Freude – nein, eher des Dranges – des Meta Denkens, das Denken über das Denken, liegen die Details und die Szenarien, die im Kopf durchdacht werden. Immer und immer wieder anders. Verschiedene Perspektiven. Verschiedene Wahrnehmungen. Verschiedene Blickwinkel und anschließend die Einordnung von Relevanz, Zurechenbarkeit und Gewichtung. Völlig detailverloren lebe ich in meinem Kopf. Ständig sind da Ideen und Vorstellungen. Manchmal Ängste und auch Sorgen. Angetrieben von meinen Visionen, gehe ich dann auf meine Reise.
Gestern wurde mir bewusst, dass ich renne. Dabei ist es nicht so, als würde ich nicht innehalten, reflektieren und anhalten. Ganz im Gegenteil, passiert es ununterbrochen. Allerdings muss ich mir eingestehen, wie oft es um die Optimierung geht: Was kann ich wie besser machen? Besser organisieren, besser machen, besser werden. Sportroutinen optimieren, Ernährung optimieren, die Balance zwischen Träume verwirklichen, Leidenschaft, Sport, Freunden, Spiritualität, Weiterbildung auf der kognitiven, der emotionalen und der zwischenmenschlichen Ebene finden. Optimierung von Schlaf, sogar von Freundschaften, Familienkonstrukten, Vorhaben und Ideen. Sogar mein Nervensystem möchte ich zunehmend beruhigen durch mehr Achtsamkeit, mehr Dankbarkeit und Affirmationen. Zufriedenheit langfristig optimieren. Und es funktioniert sogar. Aber ganz ehrlich? Das kann auch anstrengend sein. Ich bin angestrengt von der Optimierung, weil obwohl mir so viele meiner Routinen so unfassbar gut tun und mir Kraft und Lebensfreude geben, fehlt zwischendurch die Party für mich selbst. Das Anhalten und Innehalten. Und vor allem ohne Kritik daran, was besser sein könnte, mal stolz darauf sein, wie es ist.
Mit 15 die großen Visionen aufgeschrieben, die ich Mitte zwanzig fühlen, besitzen und leben möchte. Dann Mitte zwanzig ein bisschen vergessen wie wahnsinnig schön es doch ist, mein jugendliches Ich damit glücklich zu machen. Vermutlich, weil ich gedanklich schon weitergemacht habe, denn das ist es ja was man tut. Weitermachen. Die Welt dreht sich und wenn man so wie ich, sich ständig selbst vergegenwärtig, wie kurz das Ganze ist, fühlt es sich fast wie eine innere Führung an, weiter zu gehen und Neues bestreiten zu wollen.
Ich denke genau das mag ich auch. Dinge einfach zu machen. Aber fehlt es dann eben ab und zu mal -dieses Anhalten und Genießen. Nach meinem Uni Abschluss, habe ich ein Praktikum im Ausland angenommen. Surfen und dabei Schreiben? Traumleben! Ich habe definitiv oft dort gesessen und gar nicht begreifen können, dass das mein Leben ist. Habe definitiv aber auch nicht verstanden, wie stolz ich auf mich sein darf. Erst an dem Tag, wo ich mein Zeugnis gesehen habe, war da für fünf Minuten völlige Euphorie. Und dann? Ging es weiter. Nächste Träume verwirklichen, nächste Ziele anpacken. Das ist vermutlich auch richtig so und ehrlich gesagt erfüllt es mich auch zu machen, denn wenn ich das nicht tue, habe ich Angst Zeit zu verschwenden. Als ob das ginge. Als würde man mit 80 Jahren mal bereuen einfach gewesen zu sein, Stolz empfunden zu haben und Erfolge gefeiert zu haben. Die kleinen und die großen.
Ich möchte keine Konjunktive schreiben, sondern Geschichten. Aber jede Geschichte darf auch seine Pausen haben und die Momente, in denen weniger gerannt, sondern auch mal angehalten werden darf.
Ich fühle mich gerade sehr stolz. Vor allem darauf keine Angst davor zu haben, große Entscheidungen zu treffen.
Ich bin dankbar für dieses Leben und dafür, dass ich innehalten kann. Vielleicht hältst du auch einmal inne und schaust wie stolz du auf dich sein kannst.
xxxx Leonie
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