01.02.2025, Samstag-Kaffee im Bett und all die Geschichten in uns
Song: want u – noevdv

Die Hoffnung, die uns trotz unserer Sterblichkeit gegeben ist, scheint mit der Wegnahme dessen, was wir am meisten liebten, plötzlich weg. Wenn ich genauer darüber nachdenke ist es vielleicht die Hoffnung, die schwindet – die ein Loch hinterlässt. Damit möchte ich nicht ausdrücken, dass da nicht auch Liebe ist, aber ich habe viel Zeit damit verbracht zu hoffen verstanden zu werden, zu hoffen dass ich nicht verletzt werde. Zu hoffen, dass mein fallenlassen nicht am Ende zum großen Fall führt. Obwohl ich die Hoffnung nie endgültig aufgegeben habe, habe ich manchmal einen Teil in mir verloren, den mein früheres ich als “meins” beschrieben hätte. Bin nun reflektiert genug, um zu begreifen, dass das bloß ein verletzter Anteil in mir ist, der besonders viel Liebe braucht. Weil ich begreife, dass ich anziehe was ich bin, bin ich niemals sauer darauf (zumindest nicht auf diese Tatsache). Aber ich bin eben auch nicht immer nur dankbar, dass diese Dinge passieren mussten. Nicht immer nur dankbar, dass diese Menschen in mein Leben gekommen sind um mir zu helfen die Teile in mir, die sich nicht vollständig fühlen zu heilen. Aber ich versuche es. Ich denke, dass wir alle in dieses Leben geworfen wurden. Wir haben weder danach gefragt, noch wurden wir um Erlaubnis gebeten. Mein Therapeut hat mich das erste Mal mit diesem Konzept der Geworfenheit vertraut gemacht und auch wenn kritisch zu betrachten ist, welche Person dieser Idee ein Wort gegeben hat, macht es doch Sinn in mir. Der ständige Druck auf die eine oder andere Art sein zu müssen, weicht nahezu einer Entspannung, wenn ich mir darüber bewusst werde, dass ich gerade hier bin nahezu ein Wunder ist.
Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand auf allen Ebenen vermag das Leben zu verstehen, geht meiner Meinung nach gen null. Ich kann zwar begreifen, warum ich was fühle, kann verstehen was mein Körper tut wenn wir altern, aber im Großen und Ganzen ist mir die Vorstellung suspekt. Ich muss gestehen, dass ich Respekt davor habe mich weitergehend mit dem Tod und der Sterblichkeit auseinander zu setzen, weil es mich daran erinnert, dass alles endet. Dass ich ende. Dass diese Reise eben, wie das Wort schon sagt, nicht für immer anhält.
Es erfüllt mich mit Frieden, zu wissen wie viel Zeit mir noch bleibt. Mir vorstellen zu können, wie ich dankbar auf mein Leben blicken werde, stimmt mich hoffnungsvoll. Als ich begonnen habe über die beste Zeit des Lebens zu schreiben, hatte ich gedacht damit meine Jugend zu meinen. Ich bildete mir ein, dass ich mich nie freier und lebendiger fühlen werde. Vielleicht ist das ganze Leben die beste Zeit die wir je haben werden, denn es ist unsere einzige Zeit hier. Ich weiß noch nicht genau woran ich glauben soll -was nach dem Tod passiert. Mein Körper zumindest ist dann verlebt, aber meine Seele ist noch da. Vielleicht komme ich nochmal zur Welt und erinnere mich gar nicht daran dieses Leben je geführt zu haben. Vielleicht fühle ich mich zu Büchern magisch hingezogen, weil ein Teil meiner Seele sie vor ein paar hundert oder tausend Jahren verfasst hat. Wer weiß schon genau wie das alles funktioniert.
Ich glaube dass mein Opa und Opa W. da oben sind oder hier unten, weil auch wenn ich es nicht sehen kann, kann ich es spüren. Ich spüre, dass sie beide da sind. Alles was nicht sichtbar ist, verfügt über die größte Magie. Denk‘ nur an die Liebe. Es gibt Formen der Liebe die sichtbar werden. Zeichen und Ausdruck, die aus dem Gefühl eine Kunstform machen. Aber vielmehr als Alles, spüren wir sie. Wir spüren sie auch, wenn wir sie versuchen zu zeichnen, zu tanzen, mit Worten zu beschreiben. Sie ist da. Wenn ich zurückgehe zu meiner anfänglichen These, dass wir alle zu teilen weiterleben, muss ich an Jay Shetty’s Worte denken. Er beteuert, dass wir nicht unser Körper oder unsere Gedanken sind. Wir sind die Seele die diese beobachten. Das würde bedeuten, dass sobald auch ein anderer Körper über meine Seele wachen wird, sobald der Körper der mir geschenkt wurde abgelebt ist, neue Gedanken in ihm wohnen werden. Die Vorstellungen in mir darüber, was ich mit meinem Leben anstellen könnte sind zu einschüchternd als dass ich mir täglich darüber Gedanken machen könnte. Wir sind nun einfach hier und in der Essenz der Frage warum wir sind und wer wir sind versteckt sich hinter ganz viel Frage nach Sinn auch Mut, Intelligenz und Neugierde. Muss das alles aber eigentlich einen Sinn haben? Vielleicht sind wir einfach und vielleicht reicht das.
Wenn diese Zeit, die mir auf der Erde geschenkt wurde, wirklich mit dem Gesetz der Geworfenheit zusammenhängt, wie lässt sich dann die Wahrscheinlichkeit dessen bemessen, dass ich heute hier auf der Welt bin? Aber das absurde ist doch, dass meine Geschichte so viel früher beginnt. Denn ohne meine Eltern wäre ich nicht auf der Welt. Was ist also die statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe? Und von uns hier?
All die Menschen, die sich kennenlernen mussten damit ich nun hier sitzen und atmen kann, das ist ein Wunder.
Danke, dass du mich begleitet hast. Danke, dass ich heilen durfte.
Mein Herz ist voll.
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